Ausbau von erneuerbaren Energien, Fachkräftemangel und Wärmepumpen-Turbo
Werkstattbericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zeigt aktuellen Stand und Zukunftsziele für Energie- und Wärmewende auf.
Die Erneuerung des Energiesystems und der industriellen Wertschöpfung sieht das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz als zentrale, sich gegenseitig bedingende Stränge einer Spirale an, um die Energiewende voranzubringen. Der Werkstattbericht dazu zeigt auf, wie der aktuelle Stand der Klimaziele und die damit verbundenen ausschlaggebenden Faktoren einzuordnen sind und weist über verschiedene Themen die für die Erneuerung wichtig sind, jedoch verstärkt betrachtet werden müssen, wie Planung und Genehmigung darauf hin, wie das Energiesystem und die industrielle Wertschöpfung klimaneutral gestaltet werden können. Für den Gebäudesektor steht dabei besonders die Erneuerung des Wärmesystems im Fokus.
Gebäudesektor verpasst Ziele
Mit einem Anteil von 15 Prozent der Emissionen in Deutschland hat der Gebäudesektor 2020 und 2021 die vorgesehenen Emissionsmengen überschritten. Der Zielwert von 113 Millionen Tonnen CO2- Äquivalenten wurde 2021 um 5 Millionen Tonnen verfehlt. Nach dem Klimaschutzgesetz müssen die Emissionen des Gebäudesektors jedoch auf jährlich 67 Millionen Tonnen CO2- Äquivalente reduziert werden. Gemäß dem jüngsten Projektionsbericht der Bundesregierung von 2021 verbleibt auf Basis der bis Herbst 2020 beschlossenen Maßnahmen eine Lücke von zusammengerechnet ungefähr 152 Millionen Tonnen im Zeitraum 2022 bis 2030. Das vom BMWK gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) im vergangenen Jahr vorgelegte Sofortprogramm mit 15 Maßnahmen wird, zusammen mit einem Anstieg der fossilen Brennstoffpreise voraussichtlich dazu führen, dass der Gebäudesektor im Jahr 2030 wieder auf den Zielpfad kommt.
Die Wärmpumpe wird zum Standard
Daher soll insbesondere das Heizen mit Erneuerbaren Energien vorangebracht werden und sowohl im Neubau als auch im Gebäudebestand als neuer Standard etabliert werden. Bis 2030 ist es das Ziel, sechs Millionen Wärmepumpen einzubauen. Damit müssen bereits in diesem Jahr 500.000 Wärmepumpen in Häusern installiert werden. Es soll durch den massiven Ausbau von erneuerbaren Energien möglich sein, dass Verbraucherinnen und Verbraucher kostengünstig und auf direktem Weg Strom nutzen.
Auch der Fachkräftemangel verlangsamt den Wärmepumpenausbau
Ein wichtiger Faktor, der dabei ins Gewicht fällt ist der Fachkräftemangel. 15.000 zusätzliche Fachkräfte werden insbesondere in der Sanitär-, Heizungs– und Klimatechnik benötigt, um auch den geplanten Einbau von Wärmepumpen möglich zu machen. Das BMWK hat dazu bereits Schritte unternommen, die eine bessere Beratung zu klimaschutzrelevanten Berufen im Rahmen des geförderten Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) und eine Stärkung der Ausbildung umfassen. Den spezifischen Schulungsbedarf, der durch die Umstellung auf erneuerbare Wärme aufkommt, möchte das Bundesministerium nun über die Bundesförderung Aufbauprogramm Wärmepumpen (BAW) adressieren. Es soll Anreize für Handwerksbetriebe, Planungsbüros sowie Energieberatende geben, an Weiterbildungen zur Auslegung, Installation und Einregulierung von Wärmepumpen teilzunehmen. Nur etwa 15 Prozent der Betriebe sind nach dem Bericht des BMWK aktuell in der Lage, Wärmepumpeninstallationen durchzuführen.
Bundesförderungen führen zum aktuellen Stand
Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, bis 2030 in Deutschland mindestens 50 Prozent der Wärme klimaneutral zu erzeugen und bis 2045 nahezu vollständig erneuerbar zu Heizen. Die Erneuerung des Wärmesystems ist daher neben der Erneuerung des Stromsystems und dem Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur eine zentrale Säule, um das Energiesystem klimaneutral zu gestalten. Aktuell werden nach dem Bericht zur Verfügung stehende Steuermittel zielgerichtet bei Sanierungen eingesetzt. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ist daher darauf ausgelegt, durch das Ersetzen von alten Fenstern oder alten Heizungsanlagen einen möglich großen Klimaschutzeffekt zu erzeugen und dabei gleichzeitig durch geringere Energiekosten Geld zu sparen.
Grüne Wärmenetze werden mit der Bundesförderung für effiziente Wärmenetzte (BEW) vorangebracht. Wärmeerzeugung aus Geothermie, Solarthermie und dem Einsatz von Großwärmepumpen wird daher bis 2026 mit rund drei Milliarden Euro unterstützt. Zudem hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für das BMWK im Rahmen der BEG seit dem Beschluss rund 500.000 Förderanträge als Einzelmaßnahmen für Wärmepumpen (200.000), Biomasseheizungen (110.000) und Sanierungsmaßnahmen der Gebäudehülle (140.000) bewilligt. Die systemische Sanierung (BEG WG/NWG) wurde 2022 von ungefähr 30.000 Wohngebäuden mit 140.000 Wohneinheiten und 2.200 Nichtwohngebäuden unterstützt. Für die Etablierung der Wärmepumpe als Standardlösung sind zwei Wärmepumpengipfel in Zusammenarbeit mit Partnern der Wirtschaft, Industrie, Gewerkschaften und Wissenschaft veranlasst worden. 2022 wurden mit mehr als 230.000 Wärmepumpen 50 Prozent mehr im Vergleich zu 2021 eingebaut.
Novellierung des GEG und Wärmenetzausbau sind die nächsten Schritte
Mit einer Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) haben BMWK und BMWSB einen Gesetzentwurf erarbeitet, der vorsieht, dass bereits ab 2024 neu eingebaute Heizungen mit mindestens 65 Prozent Erneuerbarer Energie betrieben werden sollen.
Dabei sind zahlreiche Ausnahmen, Übergangslösungen und -fristen enthalten, um den Anforderungen der Praxis gerecht zu werden. Der Wärmenetzausbau soll mithilfe des Wärmeplanungsgesetz die kommunale Wärmeplanung leiten und als ein zentrales Koordinierungsinstrument für effiziente, lokale und strategisch geplante Wärmeversorgung dienen. Zudem werden neue Vorgaben für den Betrieb von Wärmenetzen vorbereitet, um die Dekarbonisierung der leistungsgebundenen Wärmeversorgung zu beschleunigen. Ein Fernwärmegipfel im Sommer 2023 soll dabei zur Zielführung beitragen.
Mit der Bundesförderung Aufbauprogramm Wärmepumpe (BAW) wird das BMWK ab April die Fortbildung von ausgebildeten Fachkräften im Handwerk, Planerinnen und Planern und Energieberatenden für das Thema Wärmepumpe fördern.
Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck sieht trotz vielem Gegenwind durch weltpolitische Krisen und deren Bekämpfung Fortschritte um den Wohlstand klimaneutral zu erneuern: „Menschen haben sich in der Energiekrise eingeschränkt, um Energie zu sparen und die Unabhängigkeit zu stärken. Es werden zigtausende Wärmepumpen eingebaut, Fenster und Türen ausgetauscht, Häuser energetisch saniert, Solaranlagen werden auf die Dächer geschraubt oder auf Balkone gesetzt. Natürlich ist noch sehr viel zu tun, die Aufgaben sind groß. Aber wir stehen trotz allem am Beginn einer gesellschaftlichen Dynamik“.
Quelle: www.bmwk.de
Stand: März 2023